Das richtige Gehen am Berg will gelernt sein! Um im Gelände sicher unterwegs zu sein, ist Trittsicherheit das A und O - schließlich sind Abstürze durch Stolpern und Ausrutschen die häufigste Unfallursache beim Wandern. Doch nicht nur das: Die richtige Gehtechnik hat auch einen kraftsparenden Effekt. Hier ein paar Tipps aus dem "Booklet Bergwandern", anhand derer sich die Geländegängigkeit schnell verbessern lässt.
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Grundsätzlich versuchen wir - egal ob im Aufstieg oder im Abstieg -
immer mit der ganzen Sohle aufzutreten. Mit vollem Sohlenstand haben
wir, besonders auf glatten Felsplatten sowie im losen Schutt und Geröll,
die beste Reibung und optimalen Halt.
Auf schiefem Untergrund benötigen wir für einen vollen Sohlenstand etwas Beweglichkeit im Sprunggelenk. Mit dem Oberkörper sind wir leicht nach vorne gebeugt, um zentral über dem jeweils belasteten Bein zu stehen.
Voller Sohlenstand garantiert die beste Reibung. Haben wir keine Beweglichkeit im Sprunggelenk und setzen wir die Schuhkante nur seitlich auf, droht der Fuß abzurutschen.
Damit wir bergauf möglichst ökonomisch unterwegs sind, machen
wir, vor allem wenn es steiler und technisch anspruchsvoller wird,
kleinere Schritte und verringern bewusst unser Tempo.
Zu große Schritte
kosten mehr Kraft, da der Körperschwerpunkt bei jedem Schritt mühsam
über den Ausfallschritt geschoben werden muss.
Wird es zu steil, ist es anatomisch nicht mehr möglich, mit der gesamten Sohle aufzutreten. Jetzt müssen wir mit dem Fußballen das Auslangen finden. Dabei soll die Schritthöhe jener einer normalen Treppenstufenhöhe (ca. 20 cm) nicht überschreiten. Für viele Bergwanderer ist diese Technik ohne Wanderstöcke als Gehhilfe bereits sehr herausfordernd.
Abstiege sind beim Bergwandern oft mühsam. Müdigkeit, ein Nachlassen von Konzentration, Koordination und Reaktionsschnelligkeit sind dafür verantwortlich, dass ca. 2/3 aller Unfälle beim Bergwandern im Abstieg passieren. Die Kniegelenke werden mehr strapaziert als im Aufstieg und die Ausrutsch- und Absturzgefahr ist deutlich höher als im Aufstieg. Deshalb versuchen wir, sowohl möglichst gelenkeschonend als auch möglichst sicher unterwegs zu sein.
Dies gelingt uns am besten, indem wir den Oberkörper leicht nach vorne beugen, die Knie leicht abwinkeln und den Fuß über Ferse, Sohle und Ballen abrollen. Psychologisch bedingt neigen wir besonders bei steilen Abstiegen zur Rückenlage, die immer kontraproduktiv ist.
In Passagen mit Absturzgefahr verringern wir bewusst unser Gehtempo. Sind die Abstiege lang und anstrengend, legen wir Pausen ein.
Leicht nach vorne gebeugter Oberkörper mit leicht gekrümmtem Rücken, leicht gebeugte Knie, sowie voller Sohlenstand und kleine Schritte garantieren, dass sich der Körperschwerpunkt über dem zu belastenden Bein befindet und die Schuhsohlen maximale Reibung am glatten Fels haben.
Bei steilen Querungen auf sehr schmalen Steigen tendieren
wir - ebenfalls psychologisch bedingt - zur Innenlage. Man fühlt sich
sicherer, wenn man sich zum Hang lehnt.
Allerdings führt diese Innenlage dazu, dass wir weniger Gewicht auf unsere Sohlen bringen und Gefahr laufen, wegzurutschen.
Weitere Wandertipps gibt es in unserem "Booklet Bergwandern", das im Alpenvereins-Shop erhältlich ist. Neben den Kernthemen Ausrüstung und Tourenplanung sowie Wetter und Orientierung ist der richtigen Bewegungstechnik und dem Verhalten am Berg ein ausführliches Kapitel gewidmet. Wanderer mit Kindern erhalten außerdem wertvolle Tipps und Infos zum Gelingen des Familienausfluges. Das richtige Verhalten im Notfall findet schließlich ebenso Platz wie die Themen Naturschutz und Wegefreiheit.
Sicher unterwegs auf Wegen und Steigen
1. Auflage 2017. ISBN 978-3-99066-000-3
Hrsg.: Österreichischer Alpenverein, Olympiastr. 37, 6020 Innsbruck
Autoren: Gerhard Mössmer, Michael Larcher, Thomas Wanner, Magdalena Habernig
Erhältlich unter www.alpenverein.at/shop > Publikationen > Lehrschriften