Spätestens ab 6. September 2018 ist in Innsbruck mit dem Ausbruch akuten WM-Fiebers zu rechnen. Das Virus ist in der Tiroler Landeshauptstadt bestens bekannt: Das Klettern. Die Wirte: Alles, was in den vier Disziplinen des Sportkletterns Rang und Namen hat. Über 35.000 Fans werden über zehn Tage lang in der Innsbrucker Olympiaworld mitfiebern. Ein paar der schillerndsten Figuren der Szene stellen wir hier kurz vor.
Er bekommt die Gelegenheit, seine großartige Karriere bei einer Heim-WM zu krönen. Der Innsbrucker, der im Alpenverein zu klettern begonnen hat, hat 2011 das Kunststück geschafft, sieben Weltcups hintereinander zu gewinnen, und seitdem nicht nachgelassen. 2012 wurde er Weltmeister, 2016 Vizeweltmeister. Zwei Jahre ist es her, dass er in seiner Spezialdisziplin ein Weltcuppodest verpasst hat.
In Innsbruck wird er sich aller Voraussicht nach mit Alexander Megos und Adam Ondra um Gold im Vorstieg matchen. Das erste Aufeinandertreffen der drei 9b-Kletterer hat Schubert letzten Sommer für sich entschieden. Auch in der Kombination ist mit ihm zu rechnen.
Ist Titelverteidiger im Bouldern, sehr gefragter Werbeträger und auf dem besten Weg zur Stilikone. In Japan hat Klettern mächtig Fahrt Richtung Tokio 2020 aufgenommen; Narasaki ist gewissermaßen der Lokführer. Sein WM-Titel 2016 hat die Tür zur japanischen Dominanz im Boulder-Weltcup aufgestoßen. Die Olympischen Spiele 2020 sind für ihn "Heimspiele" und die Konkurrenz im eigenen Team ist riesig.
Wenn er dem Druck in Innsbruck standhält, dürfte er für die nächsten zwei Jahre gerüstet sein. Legt seinen Fokus bei der WM auch auf die Kombination, wo seine Chancen vor allem davon abhängen, ob er im Vorstieg mit Schubert und Konsorten mithalten kann; bisher gelang ihm das (noch) nicht.
In puncto Klettereleganz wie von einem anderen Stern. Als das Zeitlimit im Vorstieg von acht auf sechs Minuten reduziert wurde, meinten viele, dass sie nicht mehr mithalten könnte, weil sie zu langsam sei. Klettert seither schneller, aber immer noch mit der gleichen Präzision, und gewann auch 2017 wieder einen Weltcup.
Gehört am 8. September, wenn Gold im Vorstieg vergeben wird, definitiv zu den Titelkandidatinnen. Es wäre ihr zweites WM-Gold nach 2014.
Der Sport ist seit 2011 Teil der Weltmeisterschaften und war einer der unumstrittenen Stars der WM 2016. Das Feld ist bunt: 2012 wurde der damals 15-jährige Japaner Sho Aita Weltmeister, vier Jahre später holte sein 48-jähriger Landsmann Koichiro Kobayashi den Titel in der gleichen Kategorie (Sehbehinderung B1).
In den Kategorien mit Sehbehinderung herrscht komplette Stille, das sorgt für eine einzigartige Atmosphäre. Die Paraclimbing-Bewerbe finden in der zweiten WM-Woche statt.
Selbst diejenigen, die vom Klettern sonst gar nichts mitbekommen, haben seinen Namen schon gehört. Der immer noch sehr junge Tscheche (25) bestimmt schon seit mehr als fünf Jahren das Geschehen im Sportklettern. Hier seine Best-of-Tourenliste zu reproduzieren würde die Seiten sprengen, deshalb ganz kurz: Er ist der Beste.
In Innsbruck hat er in drei Disziplinen Chancen auf Gold. Der ehrgeizige Ondra dürfte daher das Triple anvisieren: Im Vorstieg tritt er als Titelverteidiger an, im Bouldern war er 2016 Zweiter, und in der Kombination, die zum ersten Mal ausgetragen wird, ist er auch einer der großen Favoriten.
"Bouldert, als gäbe es kein Morgen", so formulierte es Kilian Fischhuber, der es wissen sollte. Ob Vorstieg oder Bouldern, wenn sie einen guten Tag hat, überstrahlt sie alles. Die 19-jährige Slowenin wurde schon so oft als "unschlagbar" bezeichnet, dass man sich jedes Mal wundert, wenn sie nicht gewinnt. Wurde 2016 Weltmeisterin im Vorstieg, hatte seitdem bei Großereignissen weniger Erfolg und konnte weder einen EM- noch einen World-Games-Titel holen.
Dürfte in Innsbruck trotzdem mit dem Triple liebäugeln, mit durchaus guten Aussichten. Wenn sie keine Fehler macht, ist sie nämlich wirklich schwer zu schlagen.
Dominierte und gewann den Boulder-Weltcup 2016, verpasste jedoch die WM in dem Jahr aufgrund einer schweren Verletzung. Die Britin hätte laut Experten letztes Jahr das Zepter an Janja Garnbret abgeben sollen, hat das aber nicht gemacht und den Boulder-Weltcup zum zweiten Mal gewonnen. Eine WM-Medaille hat sie noch nicht, ihr Ziel für 2018 ist also klar.
Gehört trotz ihrer jungen Jahre nach fünf Saisonen an der Weltspitze bereits zur "alten Garde" und dürfte alles dransetzen, ihre Chance auf WM-Gold in Innsbruck zu nutzen.
Nennt sich Reza Alipour, weil das kürzer ist. Um seinen vollständigen Namen richtig auszusprechen, brauchen die meisten Leute länger, als Alipour für die Speedroute braucht. Der Iraner hat sich in den letzten paar Jahren mit unglaublichen Zeiten bei Weltcups ins Rampenlicht katapultiert und läuft konstant unter sechs Sekunden.
2017 wurde er "World Games Athlete of the Year" und stellte den aktuellen Weltrekord auf: 5,48 Sekunden. Was ihm noch fehlt, ist der Weltmeistertitel. Der Plan am 13.9. in Innsbruck: daran etwas ändern.
Text: Ben Lepesant, Fotos: Heiko Wilhelm, Moritz Liebhaber und Elias Holzknecht / Kletterverband Österreich
Die Kletter-WM 2018 wird organisiert vom Kletterverband Österreich (KVÖ) und dem Österreichischen Alpenverein (ÖAV).