Unter dem Titel "Wie man Bergsteiger wird erschien 1924 in der "Tagblatt-Bibliothek" des Steyrermühl-Verlags in Wien ein Büchlein von Hofrat Dr. Fritz Benesch. Die Schriftenreihe brachte Themen aus allen Bereichen des Lebens um ein paar Groschen – billiger als bei Reclam – einem breiten Publikum näher.
Benesch, dessen wertvolle Fotosammlung unser Archiv birgt, will Städter an die Berge heranführen:
"Ein bestimmtes Alter für das Bergsteigen gibt es nicht. Wer genügend kräftig ist, kann die Strapazen ohne Schaden aushalten." Freilich müsse er sich erst daran gewöhnen. "Der Sohn der Ebene […] ist ein gar verzärteltes und unbeholfenes Geschöpf […], wenn man es mitten ins unwegsame Hochgebirge bringt", ist es "hilflos wie ein Kind […], denn geborne Touristen gibt es nicht."
Die Mühe zahle sich aber aus, denn der "Mensch, der zu den lichten
Höhen steigt, steigt aus einem Sumpf. Sein Blut wird reiner und pulsiert
kräftiger, sein Leib härtet sich gegen die Witterungsunbilden, und die
kraftvolle Arbeit des Bergsteigens stählt ihn wie kaum eine andre."
"Der Geist erhebt sich über das elende, lächerliche Alltagsgetriebe, die Seele wird entlastet, wird frei von kleinlichen Sorgen, und selbst die großen erscheinen uns angesichts der Schönheit und Größe der Natur unbedeutend und nichtig."
Und wenn man "in das graue Alltagsleben zurückkehrt, dann kommt es einem gar nicht mehr grau vor" und man erkennt, "daß es lauter Nichtigkeiten waren".
Beitrag von Michael Guggenberger, Historisches Archiv des Alpenvereins.